Neulich habe ich schon einmal über den Zusammenhang zwischen Autoimmun-Erkrankungen und Ernährung geschrieben. Wissenschaftler beschreiben, dass der Auslöser zahlreicher Autoimmun-Erkrankungen ein geschädigter Darm und die schleichende „Vergiftung“ des Körpers ist.
Als Beginn der Reaktionskette wird oft die Schädigung des Darmes durch bestimmte Lektine gesehen. Durch die Elimination von Lektinen aus der Ernährung kann bei vielen Betroffenen eine wesentliche gesundheitliche Verbesserung eingeleitet werden. Das berichten zahlreiche Ärzte und Wissenschaftler, die sich auf die Heilung diverser Erkrankungen durch Ernährung spezialisiert haben. Aber worum geht’s hier genau?
Lektine schützen die Pflanze vor dem Verdauungsprozess
Lektine sind Proteine, die in jeglicher Art von Samen, aber vor allem in Getreide, Hülsenfrüchten, Erdnüssen, Soja und Reis zu finden sind. Sie sind ein wichtiger Teil des Samens, denn sie schützen den Samen vor Fraßfeinden. Denn auch die Pflanze hat auf dieser Welt nur das Ziel sich fortzupflanzen.
Sie haben deshalb zwei Wege sich zu verteidigen: sie machen uns krank, so dass wir nicht auf die Idee kommen je wieder von ihr zu naschen, oder sie widerstehen unserer Verdauung, oder beides.
Die Samen, die unseren Verdauungstrakt unbeschadet passieren, haben (theoretisch) anschließend die Chance in reichhaltiger Gülle zu keimen. So beispielsweise die Samen der Erdbeere, der Kiwi etc.
Die Samen, die wir nicht unverarbeitet (eingeweicht, gekocht, gemahlen,..) zu uns nehmen können, haben aber das Potential uns krank zu machen. Nun hätten wir vor 10.000 Jahren nicht begonnen diese Pflanzen anzubauen, wenn wir davon nicht hätten leben können. Fraglich bleibt aber, ob wir Getreide und Samen in diesen Mengen zu uns nehmen konnten, wie das heute der Fall ist.
Lektine können vom Körper nicht verdaut werden
Zurück zu den Lektinen. Sie gehören also zum Schutzmechanismus der Pflanze. Sie sind außerdem für uns Menschen unverdaulich, da uns die notwendigen Verdauungsenzyme fehlen um sie aufzuspalten. Weiterhin enthalten sie sogenannte Proteaseinhibitoren. Dieses Molekül sorgt wiederum dafür, dass Verdauungsenzyme (Proteasen) die Proteine nicht richtig abbauen können.
Nun erkennen unsere Enterozyten (die Zellen, die unsere Darmwand bilden) diese Lektine aber als Zucker und nehmen sie freundlich auf. Sobald das Lektin die Enterozyten passiert, richtet es dort aber Schaden an. Entweder indem es die Enterozyte tötet oder indem es sie anderweitig beschädigt und so kaputt macht. Einmal durch die Darmwand durch, kommt unser Immunsystem ins Spiel.
Die Immunzellen erkennen die Lektine als Feinde und unser Körper bildet Zytokine, die als Mediator den weißen Blutkörperchen die Nachricht überbringen, dass ein Eindringling an Bord ist. Die Immunreaktion, die dadurch entsteht, bezieht sich aber nicht unmittelbar auf die Lektine, sondern attackiert auch die Enterozyten, was wiederum zu mikroskopischen Löchern in der Darmwand führt.
Gluten ist das bekannteste Lektin
Das bekannteste und schädlichste Lektin ist Gluten, das in Getreide enthalten ist. Es ist nicht nur als Lektin schädlich, sondern auch deshalb, weil Teile dieses Proteins dem Protein in unseren Zellen sehr ähnlich sind. Das Immunsystem greift deshalb nicht nur das Lektin an, sondern auch körpereigene Zellen.
Ein besonders wichtiges Ziel unserer Antikörper, die das Immunsystem dann losschickt, ist das Enzym Transglutaminase, das in jeder unserer Zellen sitzt und dafür sorgt, dass die aufgenommenen Proteine innerhalb der Zelle am richtigen Platz landen.
Es spielt auch eine wichtige Rolle bei der Wundheilung. Bildet unser Körper Antikörper gegen dieses Enzym, kann jedes Gewebe in unserem Körper ein potentielles Ziel unseres Immunsystems werden. Hier schließt sich der Kreis und Lektine – allen voran Gluten – werden als eine wichtige Ursache bei der Entstehung von Autoimmun-Krankheiten wie Zöliakie, Multiple Sklerose, Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, aber auch Rheuma und viele andere Krankheiten, gesehen.
Wenn dein Körper auf Gluten reagiert, dauert es bis zu einem halben Jahr, bis der Darm sich regeneriert hat und der Körper auf dem Weg der Heilung ist. Eine einzige Glutenexposition reicht dann unter Umständen schon aus um den Heilungsprozess zu stören und die Symptome und Schwierigkeiten wieder aufflammen zu lassen.
Warum vertragen so viele Menschen heute kein Getreide mehr?
Auch jenseits der klinischen Nachweisbarkeit nach heutigen Standards vertragen viele Menschen Getreide nicht mehr gut. Wie bereits erwähnt, hätte der Mensch nie begonnen Getreide anzubauen, wenn er es nicht vertragen hätte. Das ist durchaus korrekt. Problematisch sind heute aber zum einen die Mengen, die viele von uns ihrem Körper zuführen und zum anderen hat unser heutiges Getreide nicht mehr viel mit dem Getreide zu tun, das wir vor 10.000 Jahren angebaut haben. Es hat noch nicht einmal viel mit dem Getreide zu tun, das wir vor 100 Jahren kultiviert haben.
Unser heutiger Zwergweizen und auch andere industriell genutzte Getreidesorten wie Hafer, Roggen, Dinkel etc. sind darauf gezüchtet besonders resistent gegenüber Fraßfeinden zu sein.
Sie enthalten zum Teil 40x soviel Gluten wie alte Sorten. Außerdem steht das Protein Adenosin-Triphosphat-Amylase (ATI) im Verdacht uns krank zu machen. Auch dieses gab es in der Konzentration in früheren Zeiten nicht. Diese Gruppe von Proteinen macht modernen Weizen für Fraßschädlinge giftig.
Fragt sich nur, was sich Menschen dabei denken, wenn sie glauben, dass der Mensch kein Fraßschädling für das Getreide ist – ATI für uns also unbedenklich sein soll. Auf den Einsatz von Glyphosat (Roundup) in der Landwirtschaft und den Zusammenhang mit dem unmittelbaren Zelltod bei Mensch und Tier möchte ich in diesem Zusammenhang gar nicht weiter eingehen. Es ist aber deutlich, dass auch dieses Gift eine Rolle bei der Erkrankung zahlreicher Menschen führen kann.
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